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"Wir sind vielleicht arrogant, aber wir haben Recht!"

(von einem, der Recht hat )

Wu Wei

D

er chinesische Begriff Wu Wei bedeutet Nicht-Tun oder Nicht-Handeln. Dabei darf Nicht-Tun nicht mit Nichtstun im Sinne von Faulenzen verwechselt werden. Wu Wei wird zuweilen auch als "Handeln im Nicht-Handeln“ übersetzt. Damit ist ein absichtsloses, spontanes Handeln gemeint, das ganz aus innerem, unbewußtem Antrieb erfolgt. Das Wu Wei ist ein Daoistisches Prinzip, das den so Handelnden zu einem Tun bringt, das ganz im Einklang mit der Natur und dem natürlichen Fluss der Dinge steht. Dieses unbestimmte Etwas, jenes Fluidum, das den Lauf der Dinge bedingt ohne selbst daran beteiligt zu sein, ist eben das Dao (das Schriftzeichen unten).

In letzter Konsequenz bedeutet die Befolgung dieses Prinzips die eigene Person, alle individuellen Wünsche und Ziele hintenan zu stellen und ganz „selbstvergessen“ zu werden. Eine Forderung, die wir individualistischen und ergebnisorientierten Europäer natürlich nur schwerlich erfüllen können.

Was also ist die Lehre des Wu Wei, was kann das für uns bedeuten?

chin. Dao Symbol

Zunächst einmal stellt sich die Frage, wer oder was unser Tun bestimmt. Wie viel unseres täglichen Handelns ist durch Vorgaben und Zwänge, seien es äußere oder eigene, festgelegt? Was ist fremdbestimmt und wie viel Raum bleibt da noch für die Dinge die selbstbestimmt, die ganz und gar meins sind, also für mich wichtig und nicht für andere? Wobei diese Dinge auch völlig zweckfrei und aus ökonomischer Sicht sinnlos sein dürfen. Wie oft erlauben wir es uns einfach der Muße hinzugeben – auch wenn dies dann wirklich Nichtstun bedeutet?

Ganz sicher nicht dem Wu Wei folgen jene Anzugträger, die im Bewusstsein ihrer eigenen Wichtigkeit und Unabkömmlichkeit ständig erreichbar sein müssen. Die Laptop und Blackberry immer eingeschaltet und griffbereit haben, um jederzeit alles liegen und stehen zu lassen und wieder an die Arbeit zu gehen. Und die bei aller Geschäftigkeit gar nicht bemerken, dass sie sich selbst zum Sklaven machen: zu Sklaven ihres Arbeitgebers und ihrer eigenen Gier und Anmaßung.

Man muss sich die Idee des Wu Wei nicht bis zur letzten Konsequenz zu eigen machen und man muss auch nicht zum religiösen Daoisten werden. Aber die Idee ist es zumindest wert darüber nachzudenken, wie viel unseres Tagesablaufs eigentlich Wu Wei ist und wie viel im Gegenteil von den Anzugträgern konsumiert wird. Es lohnt sich sicher, sich um wenigstens ein wenig mehr Wu Wei täglich zu bemühen und gelegentlich "in Muße zu wandern".


"Im Nicht-Handeln bleibt nichts ungetan“ (Laotse)

©Detlef Brucker 2010 Impressum letztes Update 10.03.2015